Mittwoch, 23. Januar 2008

Judas und das Henochbuch: Die gefallenen Engel

Nachdem ich nun weiter im Henochbuch gelesen habe, viel mir eine zweite Parallele zum Judasbrief auf, und zwar handelt es sich diesmal um die gefallenen Engel. Judas schrieb:
6 und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt.
Judas 6, Elberfelder


Die Begebenheit, von der Judas hier spricht, die kennen wir auch in einer weniger ausführlichen Version aus der Bibel, und zwar ziemlich zu Beginn des Buches Mose:

1 Und es geschah, als die Menschen begannen sich zu mehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten. 3 Und Jehova sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien 120 Jahre. 4 In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als {O. und auch nachdem} die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind.
(1. Mose 6:1-4)


Hier, aus dem Text aus Mose erfahren wir, dass die Söhne Gottes, Engel, gefallen an den menschlichen Frauen gefunden haben und mit diesen Kinder gezeugt haben. Diese Engelskinder nennen andere Übersetzungen die "Nephilim", Riesen, welche mit der Zeit viel Unheil über die Menschheit gebracht haben sollen. Gott machte diesem mit der Sintflut ein Ende (1. Mose 6:6ff)

Nun, das Henochbuch spricht äußerst ausführlich über diesen Sündenfall der Engel.
Ab Kapitel 6 wird darüber erzählt, wie einige Engel unter der Führung von "Semjasa", beschließen, sich menschliche Frauen zu nehmen, welche daraufhin die Riesen gebähren, welche Unheil über die Erde bringen. Noch zu alldem haben die Engel die Menschen so mancherlei gelehrt, begonnen, von der Schmiedekunst bis hin zur Magie.

Daraufhin erzünt Gott, sodass er die Engel aus dem Himmel verbannt. Doch wohin? Wir lesen in Henoch:

6. Wiederum sprach der Herr zu Raphael: Binde den Azazjel an Händen und
Füßen, wirf ihn in Finsternis, öffne die Wüste, welche in Dudael ist und
stoß ihn in dieselbe.
7. Wirf auf ihn scharfe und spitze Steine und decke ihn mit Finsternis.
8. Dort wird er bleiben immerdar; bedecke sein Antlitz, daß er das Licht
nicht sehen kann,
9. und am großen Tage des Gerichts laß ihn ins Feuer werfen.
Henoch 10:6-9


Hier finden wir exakt das Motiv, was Judas später in seinem Brief niederschrieb, und zwar dass die gefallenen Engel (Azasjel war einer dieser), in einem Ort der Finsternis auf ihr Gericht warten müssen! In Henoch 13:1 wird sogar genau wie in Judas gesagt, dass Azasjel gebunden werden wird.

Um das ganze noch mal interessanter zu machen, finden wir dieses Motiv noch an anderer Stelle in der Bibel, und zwar in 2. Petrus:

Denn wenn Gott Engel , welche gesündigt hatten, nicht verschonte , sondern , sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzend , Ketten der Finsternis überlieferte , um aufbewahrt zu werden für das Gericht.
(2.Petrus 2:4, Elberfelder)


Anscheinend hatten die Judenchristen ein größes Interesse an der jüdischen Mythologie, deren Geisterwelten. Vielleicht gehörte es zu ihren ganz alltäglichen Glauben? Ich denke, es werden sich noch andere Parallelen zeigen. Denn anscheinend sind nicht alle "Lehren" gleich biblisch, viele scheinen einfach aus dem jüdischen Kulturraum zu kommen.

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