Samstag, 6. September 2008

Paulus und das Buch der Weisheit

Seit nun längerer Zeit wieder mal eine kleine Parallele, auf die ich in einem Forum aufmerksam geworden bin. Es folgt ein kleiner Vergleich aus dem Apokryphen Buch "Weisheit" und dem Römerbrief des Pauli:


"Weisheit", Kap.13:
1 Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht,
2 sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter.
3 Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen.
4 Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat;
5 denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
6 Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre.
7 Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen.
8 Doch auch sie sind unentschuldbar:
9 Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?
10 Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold und Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft.


Römer 1:19-25:
19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.
20 Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit. Daher sind sie unentschuldbar.
21 Denn sie haben Gott erkannt, ihn aber nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt. Sie verfielen in ihrem Denken der Nichtigkeit und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
22 Sie behaupteten, weise zu sein, und wurden zu Toren.
23 Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit Bildern, die einen vergänglichen Menschen und fliegende, vierfüßige und kriechende Tiere darstellen.
24 Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, sodass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten.
25 Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers - gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen.


Montag, 17. März 2008

Jannes und Jambres

Auf der Suche nach Exklusivgut im neuen Testament ist mir was neues ins Auge gefallen. Es handelt sich diesmal um zwei Personen, die in 2. Timotheus 4:8 genannt werden, dort heißt es:

Gleicherweise aber, wie Jannes und Jambres dem Mose widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit; es sind Menschen von zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben.
2. Timotheus 4:8, Luther


Interessanter Weise findet man im gesamten alten Testament nicht diese beiden Namen, und schon gar nicht im Zusammenhang mit Mose... wovon spricht nun dann hier Paulus?

Er bezog sich hier anscheinend auf die Magier, gegen welche Moses im Hofe Pharaos antrat- auch wenn wir diesen Zusammenhang nicht in der Bibel finden, so scheint dies eine alte jüdische Überlieferung zu sein.

Schriftlich finden wir die Geschichte der beiden Magier zum Beispiel in einem apokryphen Werk, dessen Älteste Überlieferung sich auf das 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr  datieren lässt. Leider konnte ich den Text nicht als Online-Text ausfindig machen, jedoch immerhin eine englische Zusammenfassung dieses Werkes,zu finden unter folgendem Link:

Jannes und Jambres

Mittwoch, 5. März 2008

Das Schicksal der gefallenen Engel

Die gefallenen, abtrünnigen Engel. Die Bibel sagt eigentlich gar nicht so viel zu diesem Thema, lediglich folgendes:

1 Als aber die Menschen sich zu mehren begannen auf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Gottessöhne, wie schön die Töchter der Menschen waren, und nahmen sich zu Frauen, welche sie wollten. 3 Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre. 4 Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die hochberühmten.
1. Mose 6:1ff, Luther

Dieser Text hat  folgende interessante Aussagen: "Gottessöhne" fanden gefallen an den menschlichen Frauen, hatten Verkehr mit ihnen und gebaren ihnen Söhne. Diese nennt Luther "Helden der Vorzeit", manche Bibelübersetzungen nennen sie Nephilim.

Zunächst einmal bleibt festzuhalten, bei wem es sich um den "Gottessöhnen" handelt. Am aufschlussreichsten ist für hier das Buch Hiob, dort lesen wir:

6 Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den HERRN traten, kam auch der Satan unter ihnen.
Hiob 1:6


Was sagt der Text? Er sagt, dass die Gottessöhne vor den HERRN traten, was Menschen unmöglich ist. Deshalb muss es sich hierbei um Geisteswesen handeln- Und es liegt nahe, dass es sich hierbei um Engel handelt. Interessant auch hier, dass Satan, der Versucher, zu den Engelssöhnen gehört.

Zurück zum eigentlichen Thema. Aus dem Text aus Mose geht nicht hervor, was und ob überhaupt etwas mit diesen Gottessöhnen passiert.
Interessanter Weise findet man jedoch im neuen Testament einige Aussagen über das Schicksal der gefallenen Engel. Vor allem die Petrusbriefe sind eine Goldgrube an Informationen:


18 Denn auch Christus hat "einmal" für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. 19 In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis,20 die einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.
1. Petrus 3:18ff, Luther


Ohne hier über das Wirken des Herrn Jesu zu philosophieren, finden man hier eine Interessante Information: Anscheinend gibt es Geistwesen, welche sich in einem "Gefängnis" befinden- und bei diesen Geistern scheint es sich um die Engel aus dem 1. Mose 6 Text zu handeln, schließlich datiert der Petrusschreiber die Taten der Geisteswesen in diese Epoche!

Noch mehr Aufschluss bietet der 2. Petrusbrief:


4 Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis in die Hölle (gr. Tartarus) gestoßen und übergeben, damit sie für das Gericht festgehalten werden; 5 und hat die frühere Welt nicht verschont, sondern bewahrte allein Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben andern, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen brachte;
2. Petrus 2:4ff, Luther


Hier spricht der Petrusschreiber wieder über das gleiche Thema wie zuvor, jedoch bedient er sich für uns eindeutigerer Bilder, er spricht deutlich von Engeln, die gesündigt haben, und dass diese gefesselt in einer Hölle auf ihr Gericht warten. Manche Übersetzungen bedienen sich des Begriffes "Tartarus", anstelle von Hölle. Der Tartarus ist in der griechischen Mythologie die unterste Ebene der Unterwelt, es ist der Strafort ewiger Qualen, in dem sich die Titanen befinden, welche versucht haben, den Olymp zu stürmen.

Soviel zu dem, was uns die Bibel dazu sagt. Auch hier erhebt sich mal wieder die Frage: Woher weiß Petrus von dem Gefängnis der gefallenen Engel, dem Tartarus und deren Schicksal? In der ganzen Bibel habe ich keinen Hinweis darauf finden können... jedoch im Buch Henoch, wie ich schon vor einigen Wochen zeigte.

Dienstag, 12. Februar 2008

Michael, der Teufel und der Leib Mose

Das Judas-Buch:

9Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses', wagte nicht ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!
Judas 9, Elberfelder


9 Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose, wagte er nicht, über ihn ein Verdammungsurteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich!
Judas 9, Luther


Diese Geschichte, war und ist mir immer ein Rätsel, denn auch darüber findet man in der Bibel keinerlei Informationen, denn die Bibel spricht nicht von solch einem Disput. Doch warum sollte der Teufel Interesse haben am Leibe Mose?

Ein möglicher Grund wäre die "Jugendsünde" des Moses, zu finden in 2. Mose 11:

11 Zu der Zeit, als Mose groß geworden war, ging er hinaus zu seinen Brüdern und sah ihren Frondienst und nahm wahr, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlug. 12 Da schaute er sich nach allen Seiten um und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sande.
2. Mose 1:11ff

Mose hat einen Mord begangen! Könnte das vielleicht der Grund sein, warum der Teufel den Leib Mose für sich beansprucht?

Leider konnte ich in keiner der mir verfügbaren Apokryphen einen Bezug zu diesem Streit finden. Vielleicht war es eine jüdische Legende, die heute nicht mehr überliefert ist? Oder habe ich was übersehen..?

Mittwoch, 23. Januar 2008

Paulus und der "dritte Himmel"

Heute beschäftigen ich mich mit der nächsten Begrifflichkeit, über die ich letztens gestolpert bin.
Es handelt sich um die folgenden Verse aus dem 2. Korintherbrief:

Zu rühmen nützt mir wahrlich nicht ; denn ich will auf Gesichte und Offenbarungen des Herrn kommen .
Ich kenne einen Menschen in Christo , vor vierzehn Jahren ( ob im Leibe , weiß ich nicht , oder außer dem Leibe , weiß ich nicht ; Gott weiß es ) einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel .
Und ich kenne einen solchen Menschen ( ob im Leibe oder außer dem Leibe , weiß ich nicht ; Gott weiß es )
daß er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte , welche der Mensch nicht sagen darf .
Über einen solchen werde ich mich rühmen ; über mich selbst aber werde ich mich nicht rühmen , es sei denn meiner Schwachheiten .

(2. Korinther 12: 1-5, Elberfelder)


Schon wieder Begrifflichkeiten, die an keiner Stelle der Bibel auftauchen! Paulus spricht hier von sich selbst, von seiner Entrückung, auch wenn er sich nicht sicher ist ob sie ihm tatsächlich oder in einer Vision geschehen ist. Er spricht davon, in den "dritten Himmel" entrückt worden zu sein, "in das Paradies".
Sogleich frage ich mich: Was ist der dritte Himmel? Wo ist er? Wie ist er? Und wenn es den dritten Himmel gibt- wie viele gibt es insgesammt? Und wie sehen diese aus?

Es ist interessant, denn wenn man sich ein wenig mit dem Thema beschäftigt, so erkennt man schnell bezüge zu altjüdischen Lehren und zu mehreren Apokryphen.

Jeder von uns kennt bestimmt den sprichwörtlichen Ausspruch "sich im 7. Himmel zu befinden". Man gebraucht ihn oft, um die Verliebtheit oder die maximale Wonne auszudrücken. Doch schon einmal gefragt, woher dieser Ausdruck überhaupt kommt?

Es scheint, dass der jüdische Gedanke von sieben Himmeln dem frühen Christentum gut vertraut war. Hierfür einige Parallelen zu apokryphischen Schriften:

1. Das sogenannte slawische Henochbuch (datiert auf ca. 120 n. Chr.), handelt von Henochs Entrückung in die Himmel, wobei ihm die Engel die verschiedenen Himmel zeigen, an der Zahl 7. Bei dem dritten Himmel handelt es sich um das Paradies, also genau um das, wovon Paulus auch spricht.

2. Die Apokalypse des Mose handelt von Adam und Eva nach ihrem Sündenfall. Verfasst wurde sie wahrscheinlich von jüdischen Schriftgelehrten im 2/3. Jahrhundert n. Chr. Dort lesen wir:

4 And he stayed there three hours, lying down, and thereafter the Father of all, sitting on his holy throne stretched out his hand, and took Adam and handed him over to the archangel Michael saying: 'Lift him up into Paradise unto the third Heaven, and leave him there until that fearful day of my reckoning, which I will make in the world.' Then Michael took Adam and left

6 him where God told him.
(Apocalypsis Mosis 38:4ff, leider nur in Englisch gefunden)


Auch hier ist die Rede von einem Paradies in/auf dem dritten Himmel.

In der Himmelfahrt des Levi finden wir ein ähnliches Bild:

Dieses ist der Berg Aspis in Abelmaul. Und siehe, es öffnete sich der Himmel, und ein Engel Gottes sprach zu mir: "Levi, geh hinein! Und ich ging aus dem ersten Himmel in den zweiten und sah dort ein Wasser hängend mitten zwischen diesem und jenem. Und ich sah einen dritten Himmel, viel glänzender als die beiden. Denn es war auch eine unermeßliche Höhe in ihm. Und ich sprach zu dem Engel: "Wozu [ist] dieser?" Und der Engel sprach zu mir: "Wundere dich nicht hierüber, denn du wirst noch vier andere Himmel sehen, glänzender und unvergleichlich, wenn du dort hinaufgegangen sein wirst. Denn du wirst nahe bei dem Herrn stehen und wirst sein Diener sein und wirst den Menschen seine Geheimnisse verkündigen, und über den, der Israel erlösen soll, wirst du Botschaft bringen. Und durch dich und Juda wird der Herr unter den Menschen erscheinen, rettend unter ihnen jegliches Geschlecht der Menschen. Und von dem Anteile des Herrn wirst du deinen Lebensunterhalt haben, und er selbst wird dein Acker, Weinstock, Früchte, Gold, Silber sein.
(Testament Levi: 2)


Auch im Buch "Der Himmelfahrt des Jesaja" ist von sieben verschiedenen Himmeln die Rede.

Interesannter Weise wird in der Bibel so gut wie immer von Himmeln im Plural geredet, was vielleicht auch ein biblisches Indiz auf die Mehrzahl und Abstufung dieser sein könnte.

Judas und das Henochbuch: Die gefallenen Engel

Nachdem ich nun weiter im Henochbuch gelesen habe, viel mir eine zweite Parallele zum Judasbrief auf, und zwar handelt es sich diesmal um die gefallenen Engel. Judas schrieb:
6 und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt.
Judas 6, Elberfelder


Die Begebenheit, von der Judas hier spricht, die kennen wir auch in einer weniger ausführlichen Version aus der Bibel, und zwar ziemlich zu Beginn des Buches Mose:

1 Und es geschah, als die Menschen begannen sich zu mehren auf der Fläche des Erdbodens, und ihnen Töchter geboren wurden, 2 da sahen die Söhne Gottes, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten. 3 Und Jehova sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien 120 Jahre. 4 In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, als {O. und auch nachdem} die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind.
(1. Mose 6:1-4)


Hier, aus dem Text aus Mose erfahren wir, dass die Söhne Gottes, Engel, gefallen an den menschlichen Frauen gefunden haben und mit diesen Kinder gezeugt haben. Diese Engelskinder nennen andere Übersetzungen die "Nephilim", Riesen, welche mit der Zeit viel Unheil über die Menschheit gebracht haben sollen. Gott machte diesem mit der Sintflut ein Ende (1. Mose 6:6ff)

Nun, das Henochbuch spricht äußerst ausführlich über diesen Sündenfall der Engel.
Ab Kapitel 6 wird darüber erzählt, wie einige Engel unter der Führung von "Semjasa", beschließen, sich menschliche Frauen zu nehmen, welche daraufhin die Riesen gebähren, welche Unheil über die Erde bringen. Noch zu alldem haben die Engel die Menschen so mancherlei gelehrt, begonnen, von der Schmiedekunst bis hin zur Magie.

Daraufhin erzünt Gott, sodass er die Engel aus dem Himmel verbannt. Doch wohin? Wir lesen in Henoch:

6. Wiederum sprach der Herr zu Raphael: Binde den Azazjel an Händen und
Füßen, wirf ihn in Finsternis, öffne die Wüste, welche in Dudael ist und
stoß ihn in dieselbe.
7. Wirf auf ihn scharfe und spitze Steine und decke ihn mit Finsternis.
8. Dort wird er bleiben immerdar; bedecke sein Antlitz, daß er das Licht
nicht sehen kann,
9. und am großen Tage des Gerichts laß ihn ins Feuer werfen.
Henoch 10:6-9


Hier finden wir exakt das Motiv, was Judas später in seinem Brief niederschrieb, und zwar dass die gefallenen Engel (Azasjel war einer dieser), in einem Ort der Finsternis auf ihr Gericht warten müssen! In Henoch 13:1 wird sogar genau wie in Judas gesagt, dass Azasjel gebunden werden wird.

Um das ganze noch mal interessanter zu machen, finden wir dieses Motiv noch an anderer Stelle in der Bibel, und zwar in 2. Petrus:

Denn wenn Gott Engel , welche gesündigt hatten, nicht verschonte , sondern , sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzend , Ketten der Finsternis überlieferte , um aufbewahrt zu werden für das Gericht.
(2.Petrus 2:4, Elberfelder)


Anscheinend hatten die Judenchristen ein größes Interesse an der jüdischen Mythologie, deren Geisterwelten. Vielleicht gehörte es zu ihren ganz alltäglichen Glauben? Ich denke, es werden sich noch andere Parallelen zeigen. Denn anscheinend sind nicht alle "Lehren" gleich biblisch, viele scheinen einfach aus dem jüdischen Kulturraum zu kommen.

Sonntag, 20. Januar 2008

Judas und das Henochbuch: Das Zitat

Ich kann nicht leugnen, dass mich der Judasbrief schon immer irgendwie fasziniert hat. Ein Erzengel Michael, der mit dem Teufel um den Leib Mose kämpft... einfach interessant (Judas 9)! Vor allem, weil an keiner anderen Stelle der Bibel auf so etwas Bezug genommen wird.

Überhaupt schien der Judasbrief immer schon "Exklusivmaterial" zu beinhalten. Judas spricht von dem Propheten Henoch und zitiert diesen wie folgt:
"Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende,
Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben"
(Judas 14-15, Elberfelder)
.
Ich habe mich immer schon gefragt, woher Judas diese Information nimmt, denn schließlich kommt Henoch in unserem Bibelkanon kein einziges Mal zu Wort. Das alte Testament zeigt uns nur, dass er gelebt hat, treu mit
Gott wandelte und Gott ihn hinwegnahm:
21 Und Henoch lebte fünfundsechzig Jahre und zeugte Methusalah.
22 Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte, dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
23 Und alle Tage Henochs waren dreihundertfünfundsechzig Jahre.
24 Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.
(1. Mose 5:21ff, Elberfelder)


Daraufhin wird nur noch im neuen Testament auf ihn Bezug genommen, wie zum Beispiel dem eben erwähnten Beispiel von Judas, aber auch von Paulus, denn dieser schreibt über ihn:
5 Durch Glauben ward Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehen sollte, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, daß er Gott wohlgefallen habe.
6 Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist, und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist.
(Hebräer 11:5,6, Elberfelder)

Ergo scheint es eine außerbiblische Quelle zu geben, die Judas sehr wohl bekannt war und er diese auch als wichtig ansah.

Nach langen Recherchen erfuhr ich, dass es ein apokryphes Buch "Henoch" gibt. Genau genommen gibt es sogar drei. Mir liegt momentan nur das erste vor, daher beziehe ich mich erstmal nur auf dieses.
In der Wikipedia kann man lesen, dass die ältesten Teile des Buches auf das 3. Jahrhundert vor Christus datiert werden. Die äthiopische Kirche ist die einzige, welche das Henochbuch in ihrem Bibelkanon hat. (Quelle: Wikipedia über ähtiopisches Henochbuch

Dank der heutigen Technik ist das komplette Henochbuch online und sogar auf Deutsch aufrufbar, zu finden auf Projekt Gutenberg, aufrufbar mit folgendem Link: Das Buch Henoch

Ich hatte leider nicht viel Zeit gehabt, darin zu lesen, jedoch stieß ich gleich im zweiten Kapitel auf das, was ich gehofft hatte: Eine eindeutige Parallele zum Judasbrief! Denn vergleicht man Henoch Kapitel 2 mit Judas Vers 14 und 15 staunt man nicht schlecht. Hier die beiden Texte im Direktvergleich:

Kap. 2

Siehe! er kommt mit Myriaden seiner Heiligen, Gericht über sie zu halten, zu vertilgen die Bosen und zu strafen alles Fleisch uber jegliches, was die Sünder und Gottlosen getan und begangen haben gegen ihn.
(Henoch 2)


"Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende,
Gericht auszuführen wider alle und völlig zu überführen alle ihre Gottlosen von allen ihren Werken der Gottlosigkeit, die sie gottlos verübt haben, und von all den harten Worten, welche gottlose Sünder wider ihn geredet haben"
(Judas 14-15, Elberfelder)


Siehe, der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Menschen für alle Werke ihres gottlosen Wandels, mit denen sie gottlos gewesen sind, und für all das Freche, das die gottlosen Sünder gegen ihn geredet haben.
(Judas 14,15, Luther)


Judas bezieht sich hier, ja er zitiert aus dem Henochbuch, einem apokryphen Buch.
Die damaligen Christen hatten keine Bibeln, und auch kein gesammeltes Werk des "alten Testaments", sie hatten Schriftrollen, später Kodexe (welche sie wahrscheinlich aus Kostengründen nicht mal besaßen sondern in den Tempeln lesen konnten).
 Gehörte das Buch Henoch etwa zu diesen heiligen Schriften, wie auch die Psalmen, Daniel und die anderen? Oder sahen es die Christen nur als "heilig" an, bzw. die Judenchristen?

ich bin mir fast sicher, dass ich auch für das restliche "Exklusivmaterial" in Judas etwas im Henochbuch finde, dazu ein anderes Mal dann mehr.

Intention

Ich habe mich eine zeit lang viel mit dem christlichen Glauben und vor allem ihrer Grundlage der Bibel beschäftigt, und bin dabei auf verschiedene, Interessante Dinge gestoßen.
Ich bin weder christlich noch Wissenschaftler. Diese Gedanken und Schlussfolgerungen habe ich für mich gefunden.

Ich denke es ist immer gut solche Dinge aufzuschreiben, und dies öffentlich zu tun kann vielleicht dem einem oder anderen vielleicht irgendwie weiterhelfen.